Mein Streckenflug zum Hohenzollern
von Arthur Bantle
Ein sonniger, vielversprechender Sonntag im August (12.08.90) trieb Bruno und mich schon vor 12 Uhr auf das Schleppgelände. Lullu als Windenfahrer und Jürgen Rapp als Startleiter waren schon bei den Aufbauarbeiten. Roland Bentele hatte seinen Drachen schon teilweise am Oststartplatz aufgebaut. Nach einer kurzen Diskussion mit den anderen Piloten entschiedenwir uns jedoch am Weststartplatz aufzubauen, da der Wind nun leicht von Westen kam. In den Tagen zuvor hatten wir bereits herrliche Tage mit Ostwind, der schöne Streckenflüge hervorbrachte und jetzt war natürlich die ganze Meute heiß aufs Streckenfliegen.
Wolfgang Gaus war der erste Pilot, konnte sich aber nur wenige Minuten halten. Als nächstes war ich um 13.30 Uhr an der Reihe, aber mehr als ein kurzer Nullschieberwar nicht drin. Vor meinem Start sagte Ralf noch zu mir "Die Jacke bleibt hier, sonst komme ich nicht fort". Wie es sich später herausstellte, bewahrheitete sich sein Spruch.
Nun war Ralf als Dritter an der Reihe, natürlich ohne Jacke; er hatte ziemlich bald nach dem Ausklinken einen Bart gefunden und stieg langsam immer höher.
Der Wind frischte etwa auf 10 km/h auf, dadurch hatten Martin Riedlinger und Roland Bentele gute Startbedingungen, so fanden sie auch gleich den Bart und stiegen hoch zu Ralf der schon über 1000 Meter über uns war. Danach starteten noch ein paar Piloten, die aber nicht hochkamen.
Nun war ich endlich wieder an der Reihe, eine Stunde nach meinem ersten Start. Ralf und die anderen Piloten waren nicht einmal mit dem Fernglas mehr zu sehen. Nach dem Ausklinken hatte ich in der Mitte des Schleppgeländes einen schwachen Bart gefunden, der mich mit einem halben Meter Steigen bis in 1000 Meter Höhe über das Schleppgelände brachte, danach wurde er stärker und erreichte bis zu drei Meter pro Sekunde. Nach einer halben Stunde endlich an der Basis in 2500 Meter über Start (3200 Meter über dem Meer Anm.d.Red.) angekommen, war die Entscheidung klar: Richtung Balingen den anderen hinterher.
Es war fantastisch, wie nah alles wirkte und so war auch schnell die Ostseite von Epfendorf erreicht, an der ich auch gleich wieder einen Bart fand, der mich unter eine dicke Wolke zog. Etwas unterhalb der Wolke war ein plötzliches Steigen von über fünf Meter festzustellen, also Speedbar nach hinten und mit 70 km/h und einem Nullschieber unter der Wolke Richtung Neukirch.
Dort war auch schon die nächste Wolke etwa 5 km entfernt auszumachen.
Unter mir kreisten noch ein paar verwunderte Segelflieger, die bei einer Meisterschaft in Winzeln mitflogen, jedoch verlor ich sie schnell wieder aus den Augen, da sie mit hoher Geschwindigkeit weiterflogen.
Bei der nächsten Wolke angekommen, hatte ich 800 Meter verloren, doch die Thermik ließ nicht lange auf sich warten, so daß die Basis schnell wieder erreicht war.
So ging es dann von Wolke zu Wolke über Balingen zum Hohenzollern. Etwa 5 Km vorher wurde mir klar, mein Thermikstreckenflug würde sich in einen Gleitflug verwandeln, da vor mir nur noch blauer Himmel lag, und eine Wolke in 10-15 km Entfernung sich aufzulösen schien. Nun war die Entscheidung wieder eindeutig: im direkten F1ug über die Burg Hohenzollern und ein paar Fotos machen.
Nebenbei erfuhr ich über Funk von Lullu, daß Martin irgendwo in Hechingen gelandet war. 1800 Meter über der Burg bäumte sich links hinter mir eine schöne Cumulus auf, also nichts wie hin. Unterwegs waren drei Meter Sinken keine Seltenheit, so war unter der Wolke gerade noch eine Höhe von 1000 Metern über Grund zu verzeichnen, hier angekommen war jedoch außer Sinken nichts zu registrieren, also die nächste Wolke Richtung BaIingen ins Visier. Kurz darauf um 16.30Uhr bin ich vor Engstlatt gelandet. Die Funkverbindung zum Schleppgelände über das Amateurfunkrelais auf dem Plettenberg klappte gut, sodaß die anderen wußten, wo ich gelandet war. Etwa eine Stunde später holten mich Wolfgang Gaus, Martin und Roland ab. Es war ein schöner Tag der abends im Wilden Mann beendet wurde. Ralf kam erst um 21.30 Uhr von Göppingen zurück.