Inhaltsverzeichnis 2004
Generalversammlung
In der Generalversammlung am 06.03.2004 berichtete Vorstand Rainer Thieringer von einem stabilen Mitgliederstand (111, davon 55 aktive Piloten) und einem stabilen Kassenstand. Die Ausbildungsoffensive „Vom Fussgänger zum Drachenpiloten an nur 6 Wochenenden“ ab dem 20. März auf dem Flugplatz Bösingen stosse auf reges Interesse. Es sei geplant, alle Interessenten auszubilden und bei Bedarf noch mehrere Ausbildungsblöcke in diesem Jahr anzubieten.
Als Probleme kamen die Sicherung des geregelten UL-Schleppbetriebes durch ausreichend UL-Piloten, der Mangel an Nachwuchspiloten und eine mögliche 4. Windkraftanlage in Dunningen zur Sparche.
Hier sprechen trotz Bemühungen um einen Kompromiss die rechtlichen Vorgaben (850 Meter Abstand) gegen den Bau einer vierten Anlage. Zur Sicherug des Schleppbetriebes wird ein Beauftragter eingesetzt.
Sicherheitsreferent Jürgen Rüdinger teilte mit, dass ein Erste-Hilfe-Kurs angeboten sowie ein Erste-Hilfe-Koffer angeschafft würde. Ein Sicherheitstraining mit Start- Lande- und Flugtechnik sei für den 10 April geplant.
Beim Streckenflugpokal 2003 liege der DFVB auf Platz 11 aller deutschen Drachenfliegervereine.
Ausbildungsoffensive
Die Ausbildungsoffensive „Vom Fussgänger zum Drachenpiloten“ in Kooperation mit der Flugschule Rudi Aumer konnte trotz anfänglicher Verzögerung durch schlechtes Wetter erfolgreich abgeschlossen werden. Der Verein gewann dadurch vier neue Mitglieder.
Dorffest und Deltaparty
Für den DFVB als ziemlich erfolgreich erwies sich wieder einmal die Teilnahme am Dorffest vom 18. bis 20. Juni mit Pilsstand und Drachenkran als auch die Durchführung der Delta Party mit McSunday am 20.November. Vor allem bei der Deltaparty zeigte sich inzwischen ein eingespieltes Organisationsteam und McSunday sorgte für die richtige Stimmung bei den Gästen sowie unserem Kassier.
Andrea nimmt an der Weltmeisterschaft teil
Andrea Hetzel hat auf die Bitte von Rainer Thieringer einen Flugbericht über einen der vielen Flüge bei ihrer Teilnahme an der Weltmeisterschaft verfasst:
Heute ist Donnerstag, der 17. Juni 2004. Wir sind in der zweiten Woche der WM und haben bereits 6 wunderschöne Flugtage erlebt. Es sind hier 80 Teilnehmer aus 15 Nationen am Start, die sich in drei verschiedenen Geräteklassen messen. Ich bin die einzige weibliche Teilnehmerin bei den Starrflüglern. Wir hatten teilweise hervorragende Streckenflugbedingungen mit einer Wolkenbasis bis auf 4.300 Meter. Dreimal wurden Strecken über 200 km angesetzt. Bei mir lief es bisher sehr gut (für meine Verhältnisse). Zweimal habe ich es geschafft, die Aufgabe zu beenden und bin nach 135 und 155 Kilometern ins Ziel gesegelt. Aber auch die anderen Flüge waren faszinierend - ich bin total happy. An einem so hochkarätigen Wettbewerb mit solch internationalem Umfeld teilzunehmen, ist für mich völlig neu und ich bin insgesamt tief beeindruckt.
Gestern war wetterbedingt Flugpause und wir haben uns beim Nichtstun erholt. Aber heute strahlt wieder die Sonne über der WM-Arena im Drautal und ich freue mich auf den Flug. Am Startplatz machen schon Gerüchte über eine 300 km-Aufgabe die Runde. Aber dann stellt sich schnell heraus, daß das Wetter dafür doch nicht geeignet ist. Wir haben starken Wind aus nördlichen Richtungen und die Wolkenbasis soll auf maximal 3300 Meter steigen. Das bedeutet, eher im Süden der WM-Arena bleiben und nicht Richtung Alpenhauptkamm fliegen. Entsprechend wird eine Aufgabe über 165 km angesetzt. Von der Emberger Alm geht’s am Weißensee vorbei zur Windischen Höhe, dann südlich des Drautals entlang zum Gailbergsattel. Die dritte Wende liegt östlich des Millstätter Sees, eine Alm auf der Millstätter Alpe und von dort geht’s zurück ins Ziel zum Landeplatz in Greifenburg. Die Wetteraussichten für morgen sind durchwachsen. Es könnte heute also der letzte Durchgang und damit das Finale werden.
Ab 12:00 Uhr wird gestartet. Ich mache mich fertig und komme heute früh raus. Die Bedingungen sind gut und ich kann schnell Höhe gewinnen. Doch bei 2700 Metern ist bereits Schluß, ich bin an der Wolke. Zusammen mit einigen anderen Piloten mache ich mich auf den Weg zum Startpunkt. Das Rennen beginnt um 13:30 Uhr 21 km vor der ersten Wende, d.h. mitten über dem Drautal. Nach und nach kommen die anderen Piloten und wir warten gemeinsam unter den Wolken auf der Nordseite des Tals auf den Start. Die Basis ist hier bei knapp 2.800 Metern und es ist ganz schön spannend mit ca. 30-40 Piloten unter der Wolke zu kreisen. Jeder will die maximale Höhe halten bis zum Startzeitpunkt, da geht es zum Teil ziemlich eng her. Plötzlich fliegen die ersten Piloten los und queren das Drautal. Ich bin überrascht, es ist doch erst 13:27 Uhr, d.h. noch 3 Minuten bis zum Start. Dann erst kapiere ich, es sind ja auch noch 4 km bis zum Rand des Startzylinders, das paßt genau. Also nichts wie hinterher. Auf der anderen Talseite am Latschur steht zuverlässig ein Bart und es geht zügig nach oben. Weiter geht’s über die hügelige Landschaft östlich des Weißensees zu den Bergen an der Nordseite des Gailtals. Bereits jetzt teilt sich das Feld. Einige Piloten fliegen direkten Kurs zur ersten Wende während andere, darunter auch ich, einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, um die kürzeste Strecke über das schlecht landbare Gelände unter uns zu wählen. Als ich dann Richtung Windische Höhe weiter fliege, kommen mir die ersten Piloten schon von der Wende entgegen. Kurz darauf kann ich ebenfalls die Wende umrunden und westlich davon wieder in die Thermik einsteigen. Dann erkenne ich einen roten Atos mit roter Nase unter mir. Aha, Ulf, mein Teamkollege, ist auch da. An der Basis angekommen fliegen wir zusammen weiter. Der Spitzenpulk ist schon deutlich weiter vorne, aber es sind auch noch viele Piloten hinter uns. Ich freue mich, es läuft gut. Auch der Wind ist nicht ganz so heftig und die erwarteten Turbulenzen halten sich bis jetzt in Grenzen. Es macht unheimlich Spaß.
Am Westende des Weißensees wird’s ein bißchen schwieriger, die niedrigen Hügel unter uns geben nicht so viel her und ich überlege, wie ich am besten zur Reißkofelkette rüberfliege. Da sehe ich in einiger Entfernung ein paar Drachen kreisen und fliege direkt dort hin. Es geht hoch, wenn auch nicht so zügig wie bisher. Und nun rüber zu den hohen Felsen. Dort müsste es wieder besser gehen. Tut es auch. Aber hier wird’s nun etwas turbulenter. Die zweite Wende liegt am Ende des Grates, die Thermik ist gut und wir können mehr oder weniger über dem Grat geradeaus fliegen. Ulf brettert voraus, ich hinterher. Kurz vor dem Gailbergsattel wird’s dann heftig turbulent. Wir werden ganz schön durchgeschüttelt. Dafür können wir die Wende hoch umrunden und die nächste Etappe Richtung Millstätter See in Angriff nehmen. Jetzt stellt sich die Frage, welcher Weg der beste ist. Bob und Jethro haben bereits durchgegeben, daß sie zurück zur Nordseite des Drautals geflogen sind. Das ist der weitere, aber vermutlich der sicherere Weg. Über Funk frage ich Ulf, was er macht. Seine Antwort: zurück an den Startberg, d.h. ebenfalls Nordseite. Hm, ich zögere - der Umweg ist beträchtlich. Dann überlege ich, daß ich in diesem Wettbewerb etwas gelernt habe, nämlich, daß die Spitzenpiloten bei den vorherigen Durchgängen immer die direkte Route gewählt haben. Also - meine Entscheidung ist gefallen, ich will’s wissen und probier’s über die Südseite direkt Richtung Goldeck. Aber bereits auf dem Weg von den letzten hohen Felsen über die niedrigen Hügel finde ich keine Thermik, da wo ich sie erwartet habe. Hm, suchen und dabei eventuell wertvolle Höhe verlieren? Oder einfach weiterfliegen? Ich fliege weiter, da ich auf keinen Fall zu tief an den Hügeln nördlich des Weißensees ankommen will. Dabei beginne ich schon langsam, meine Entscheidung für die südliche Route zu bereuen. Etwas über dem Grat komme ich an und fliege ihn entlang Richtung Latschur. Erst geht gar nichts. Mist! Warum musste ich auch wieder alles besser wissen! Das wird doch nicht schon das Ende sein? Also noch ein Stück weiter. Ich komme tiefer und muß mich entscheiden auf welcher Seite des Grats ich weiter suche, Nord- oder Südseite? Ich entscheide mich für Nord (da ging’s letztes Jahr auch Mal…). Weiter östlich sehe ich deutlich höher einen Drachen kurbeln. Aber das ist zu weit weg, ich würde viel zu tief ankommen. Dann wird mein Drachen plötzlich unruhig, „es zupfelt“. Ich fliege noch ein bißchen weiter und drehe vorsichtig ein. Die Thermik ist schwach und zerrissen, aber ich kann langsam etwas Höhe machen. Habe ich vielleicht doch nochmal Glück gehabt? Ich drehe weiter und komme langsam wieder in eine angstschweißfreie Höhe. Puh, tief ausatmen. Ich glaube, ich hab’s geschafft. Unter mir sehe ich einen Drachen heranfliegen. Er sucht auf der Südseite des Hügels aber findet offensichtlich keine Thermik und muß nun ganz außen herum fliegen auf die Nordseite. Er ist schon tief und sucht den ganzen Hang ab, aber findet nichts. Kurze Zeit später sehe ich ihn im Drautal landen. Tja, so schnell geht’s… Ich bin mittlerweile wieder auf 2000 m und fliege weiter Richtung Goldeck. Ich freue mich riesig, daß ich diesen schwierigeren Part geschafft habe und daß meine Entscheidung doch richtig war.
Vor ein paar Minuten ist ein Drachen mit roter Anströmkante tief unter mir durchgeglitten. Das könnte David Chaumet aus Frankreich, einer der Spitzenpiloten, gewesen sein. Sah so aus, als käme er bereits von der letzten Wende und sei auf dem Weg ins Ziel. Ansonsten ist weit und breit kein anderer Pilot mehr zu sehen. Ich bin allein. Kurz darauf meldet unser Teamarzt Ecki über Funk vom Landeplatz, daß die beiden Top-Favoriten Christian Ciech und Alessandro Ploner aus Italien bereits seit einiger Zeit im Ziel sind und soeben auch David Chaumet gelandet ist. Wow, super! Ich habe noch 55 Kilometer vor mir.
Bei mir stellt sich jetzt die Frage, wie ich am besten das breite Tal mit dem Millstätter See überquere. Über Funk erhalte ich ein paar wertvolle Infos von meinem Teamkollegen Bob. Vom Goldeck auf kürzestem Weg rüber zur Millstätter Alpe sind es ca. 12 km, d.h. 1000 Höhenmeter könnten bei der Querung schon vernichtet werden. Also hier nochmal maximale Höhe machen und dann queren. Bei 3050 Metern bin ich an der Wolke. Hm, ob das reicht? Ich bin ja noch nicht am Goldeck sondern erst am Latschur. Aber es bleibt ja nichts anderes übrig, mehr Höhe geht nicht, also fliege ich los. Das Tal trägt sehr gut. Ich habe nur geringes Sinken und komme mit 2150 Metern Höhe an der Millstätter Alpe gut über Grat an, klasse! Nach dieser gelungenen Querung bin ich ziemlich entspannt und genieße in vollen Zügen das traumhafte Panorama rings um mich herum. Herrliche Berge, unter mir der Millstätter See und Richtung Slowenien sind die Karawanken zu erkennen – Wahnsinn!
Hier treffe ich auch wieder andere Drachen und steige in die Thermik mit ein. Ja! Das sieht gut aus. Zum ersten Mal denke ich an den Endanflug in’s Ziel und daß ich die Aufgabe schaffen kann. Die dritte Wende ist schnell umflogen. Jetzt muß ich „nur“ noch 34 km heimfliegen. Aber wie? Direkt in den Endanflug gehen? Auf direktem Kurs ist die Querung zurück ins Drautal sehr weit, das traue ich mich nicht. Vielleicht kann ich mich an den Drachen hängen, der vor mir an der dritten Wende war? Hm, der fliegt Richtung Talmitte, aber voll in den Schatten rein und kommt immer tiefer. Was wird das? Die komplette Westflanke der Millstätter Alpe ist jetzt ziemlich abgeschattet. Ich bleibe weiter östlich über’m Grat in der Sonne und warte ab – jetzt bloß keinen Fehler machen! Aber richtig hoch geht’s hier auch nicht. Ich hänge schon die ganze Zeit auf 2400 Metern und komme nicht weiter. Ich glaube nicht, daß das reicht für den Heimflug. Was tun? Soll ich einen Umweg über die Reißeckgruppe im Nordwesten machen? Von dort wäre der Endanflug nicht ganz so weit. Unter mir sind noch drei Piloten in den Bart eingestiegen. Irgendwann zieht die Thermik ein bißchen an und wir können etwas mehr Höhe machen. Zwei der Drachen verlassen den Bart und fliegen los. Mir ist das noch zu heiß. Ich möchte jeden Meter Höhe mitnehmen. Zusammen mit dem verbleibenden Drachen (später erfahre ich, daß es mein Vereinskollege Christoph ist, der als Freiflieger unterwegs ist) kann ich langsam weiter steigen. Bei 2700 m ist dann Schluß. Höher wird’s wohl nicht mehr gehen. Also fliegen wir los, ganz vorsichtig. Wo fliegt Christoph hin? Richtung Ziel oder Reißeck?
Ich fliege langsam und will ihn vorbeifliegen lassen. Aber er fliegt noch langsamer. Also fliege ich voraus und entscheide mich für den Umweg über Reißeck. Die zwei anderen Drachen fliegen auch dorthin, sind aber schon deutlich tiefer. An der ersten Kante der Reißeckgruppe können Christoph und ich einsteigen und ganz langsam Höhe gewinnen. Die Thermik ist sehr schwach und bei 2100 m geht’s wieder nicht weiter. Mist. Ich weiß nicht, ob das reicht bis in’s Ziel. Also noch ein bißchen ausharren, ja nicht die Geduld verlieren (was mir in solchen Fällen gerne passiert). Die anderen zwei Drachen kreisen etwas weiter unten am Grat, können aber keine Höhe mehr machen. Später erfahre ich, daß sie es nicht mehr bis ins Ziel geschafft haben. Christoph und ich haben uns mittlerweile doch noch ein paar Meter nach oben gekämpft. Es sind noch 22 km bis in’s Ziel. Christoph ist ca. 100 Meter über mir und fliegt los. Ich bin auf knapp 2400 m, das GPS zeigt Soll-Gleitzahl zum Ziel 12:1. Reicht das? Wenn kein größeres Saufloch kommt, könnte ich es schaffen, aber sicher bin ich nicht. Hm, der letzte Kreis war nicht berauschend, es ging eher runter als hoch. Also entscheide ich mich auch für’s Losfliegen, bevor ich noch weitere wertvolle Höhe verliere. Ganz vorsichtig versuche ich mit bestem Gleiten das Tal zu queren. Ich habe leichten Gegenwind, aber es trägt wieder ganz gut. Irgendwann springt das GPS auf Gleitzahl 11:1. Ja!! Ich kann es schaffen. Im Drautal angekommen gleite ich dicht am Hang entlang weiter und hoffe, daß ich nicht in starkes Sinken komme. Es sieht gut aus, das GPS zeigt 10:1, 9:1, 8:1… Juhuu!!! Noch 6 Kilometer - ich fliege in’s Ziel!! Ein unheimliches Glücksgefühl überkommt mich…
Kurz vor halb sieben bin ich als letzte Pilotin im Ziel gelandet. Aus dem deutschen Starrflügelteam haben es an diesem Tag nur drei außer mir geschafft. Wow, ich war richtig gut mit dabei. Diesen Flug werde ich noch lange in Erinnerung behalten.
Welch faszinierendes Erlebnis - welch genialer Wettbewerb- welch beeindruckende und langanhaltende Erfahrung!
Andrea Hetzel – im Juni 2004
Starrflügel - Impressionen von der Weltmeisterschaft (DHV-Video).
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Flugbetrieb 2004
Einige Schnappschüsse vom Flugbetrieb.....(auch die fliegenden Holländer sind zu sehen).
Streckenflüge 2004
Gesamtübersicht:
1. Raphael Burri (249,21 Punkte)
2. Ralf Thieringer (233,33 Punkte)
3. Andrea Hetzel (152,06 Punkte)
4. Rainer Thieringer (129,02 Punkte)
5. Arthur Bantle (128,85 Punkte)
6. Jürgen Rüdinger (110,61 Punkte)
7. Andreas Pollin (104,89 Punkte)
8. Christoph Lohrmann (68,26 Punkte)
9. Wolfgang Mühlbauer (26,7 Punkte)
Eine professionell gemachte Auswertung wurde auf der Generalversammlung 2006 im Jahresrückblick gezeigt.
Generalversammlung und Ausschuß-Sitzungen
Generalversammlung am 06.03.2004:
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Rückblick auf 2003 (Veranstaltungsreferent und Schriftführer)
Ausschuß-Sitzung am 01.02.2004
Ausschuß-Sitzung am 21.03.2004
Ausschuß-Sitzung am 26.07.2004